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Ein Eindruck von Michaela

«Wo bin ich?» «Warum steht hier keine Martha, die mich abholt?» «Und warum fährt der Zug, aus dem ich eben ausgestiegen bin, weiter?»

Meine Ankunft in Kasan war sehr ereignisreich und abenteuerlich. Plötzlich stand ich nicht wie verabredet am Hauptbahnhof, sondern irgendwo in einer mir wildfremden Stadt ohne Stadtplan und noch viel schlimmer ohne Russischkenntnisse. Doch zu meinem Glück konnte mich Martha nach einer Stunde, die ich an einer der fünf Metrostationen von Kasan zu brachte, und unzähligen SMS finden. Den weiteren Tagesablauf hatte ich somit über den Haufen geworfen und es kam alles anders als geplant.

Während meiner kurzen Zeit in Kasan lernte ich die Arbeit der «Perlenkette», ein russisches Oktoberfest, die Stadt, einen deutsch-russischen Gottesdienst und die Menschen kennen.

Die Gegebenheiten der Jugendorganisation haben mich positiv überrascht. Die Jugendlichen haben unter anderem die Möglichkeit zu kochen oder DVDs über einen Beamer auf einer Leinwand anzuschauen. Außerdem können sie die Deutschstunden oder die Plauderstunde besuchen, um Deutsch zu lernen bzw. Deutsch zu sprechen. Das Angebot, welches für die Jugendlichen auf die Beine gestellt wird, finde ich sehr ansprechend und lohnenswert.

Auch in Kasan begegnete ich dem Klischee, dass alle Deutschen Oktoberfest feiern. (Ich habe noch nie das bayrische Oktoberfest besucht. Vier Gründe halten mich von einem Besuch des Oktoberfestes ab. 1. braucht man viel Geld, um das Oktoberfest zu (üb)erleben; 2. gibt es dort viel zu viele Menschen (über 6 Mio.!!!); 3. ist es ein weiter Fahrtweg und 4. ist das Oktoberfest ein bayrischer Brauch (Ich bin Sachse und kein Bayer.)) Dennoch wurde ich von einem Fernseh- und einem Radiosender zum Thema Oktoberfest in Deutschland interviewt.

«Welche Stadt findest du schöner? Izhevsk oder Kasan?» Diese Frage, die mir ernsthaft gestellt wurde, wollte/konnte ich nicht beantworten. Kasan, welche meines Erachtens durch den Handel entstanden ist, hat im Vergleich zu Izhevsk, eine Industriestadt, eine ganz andere Geschichte erlebt. Kasan ist im Gegensatz zu Izhevsk auf den ersten Blick reich, touristisch und europäisch. Aus diesem Grund war ich für den ersten Moment von der Stadt etwas enttäuscht. Die Architektur von Kasan hat mich am meisten beeindruckt. Besonders hat mir die Peter und Paul Kathedrale gefallen. Von den Fotos, welche ich von dieser Kathedrale gemacht habe, bin ich immer wieder neu fasziniert. Aber auch die Moschee im Kreml fand ich sehr imponierend. In Kasan besuchte ich zum ersten Mal eine Moschee.

Die schönste Zeit in Kasan erlebte ich in einem ev.-luth. Gottesdienst, der auf deutscher und russischer Sprache gehalten wurde. Diese zwei Stunden empfand ich als sehr wohltuend und schön. Der Glaube, die Bibel und die christlichen Traditionen vereinigen die gläubigen Menschen, egal welcher Nationalität sie angehören, zu Brüdern und Schwestern.

Wie überall konnte ich auch in Kasan viele Bekanntschaften schließen. Die Gespräche mit dem Direktor «Viktor» waren sehr interessant und amüsant. Beim Gottesdienst lernte ich eine ältere Frau kennen, die in Deutschland geboren wurde. Wir unterhielten uns noch für eine kurze Weile nach dem Gottesdienst. Ihr Vater lebte unweit von meiner Heimatstadt. Das war eine große und angenehme Überraschung für mich. Als ich ihr Deutsch hörte, kam in mir ein Heimatgefühl auf. Ich hatte das Empfinden, als wenn ich mit meiner Omi sprechen würde. Zusammengefasst war die Zeit in Kasan sehr informativ und interessant. Wenn ich wieder nach Kasan kommen sollte, würde ich auf jeden Fall die Kirchgemeinde besuchen (!!!) und Tschak-Tschak essen. Das war für mich eine äußerst leckere und unvergleichbare Köstlichkeit.

Michaela Ahnert

 

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