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Sechs Monate in Tatarstan

Sechs Monate in Tatarstan – Eine Einsatzbilanz in Basisdaten

Diese Abfassung stellt einen Tatenbericht dar, ein Bericht über die Zeit meiner Arbeit als Basiskulturmanager im Deutschen Haus der Republik Tatarstan in Kasan in Russland vom 21. September bis zum 25. Februar 2011. Bevor ich nach Kasan kam, habe ich in Deutschland Geschichte und Politikwissenschaft studiert und schloss dieses Studium kurz vor meinem Aufbruch nach Russland erfolgreich ab.

Warum Russland?

Ich habe schon seit Kindesjahren immer irgendwie einen Bezug zu diesem Land gehabt und das in vielerlei Hinsicht. Mir gefällt die große Herzlichkeit und Unkompliziertheit, welche die Mentalität der meisten Russen widerspiegeln. Weiterhin habe ich mich während meines Studiums der Politikwissenschaft – im Rahmen meines Studienschwerpunktes der Internationalen Politik – immer wieder mit den politischen und kulturellen Verhältnissen in Russland und den Ländern der GUS auseinander setzen können. In diesem Zusammenhang bereiste ich bisher mehrere russische Städte und Regionen. Darunter beispielsweise Kaliningrad, Moskau, St. Petersburg und die Stadt Krasnojarsk. Der letztgenannte Aufenthalt gab mir einen Einblick in die sibirisch/asiatische Dimension Russlands und vermittelte mir einen vollkommen neuen Eindruck des Landes.

Als ich mich diesbezüglich auf der Suche nach einer Möglichkeit für einen längeren Aufenthalt in Russland befand, stieß ich auf die Ausschreibung der Jugendorganisation «Perlenkette» des Deutschen Haus in der Internetbörse «Kulturportal-Russland». Kurzerhand bewarb ich mich und wurde auch angenommen.

Diesbezüglich freute ich mich schon auf diesen langen Aufenthalt in diesem scheinbar unkomplizierten Land mit komplizierten Regeln. Und so startete das Unternehmen «Kulturinvasion» mit einem Mann und modernster Technik. Meine Reise begann mit einem Zwischenstopp in Moskau, wobei ich die wichtigsten kulturellen Schätze dieser russischen Steuerungszentrale inspizierte und auch das Kremltandem in meine Pläne in Bezug auf Russland einweihte. In Kasan angekommen hatte ich nach ein paar Wochen langsam das Gefühl, dass ich in Russland richtig angekommen war. Ich hatte mich schnell eingelebt, hatte schon sämtliche Sitten und lokalen Gebräuche verinnerlicht und fühlte mich bald als vollwertiger «Teilzeitrusse». Auch die Organisation klappte nach einigen Wochen fast reibungslos. Es ist mir gelungen, meinen Arbeitsalltag nach fast deutscher Art zu organisieren.

Warum aber die russische Provinz und nicht etwa Moskau oder St. Petersburg?

Kasan und damit eine russische Region deshalb, weil man nur in der Provinz das wahre Russland erleben kann. In Städten wie etwa Moskau oder St. Petersburg ist eine große Internationalisierung zu spüren und man trifft eher auf Touristen als auf Einheimische. Wenn man das reine Russland erleben will, so ist man in einer Stadt wie Kasan genau richtig. Die Stadt und Tatarstan waren mir im Vorfeld nicht ganz unbekannt. Wenn man sich mit der russischen Geschichte im Besonderen auseinandersetzt, stößt man immer wieder auf diese Region. Viel ist hier über die erfolgreiche Invasion Iwan des Schrecklichen auf das Khanat Kasan zu lesen. Weiterhin liest man einiges über die kulturell-ethnische Vielfalt, die gerade hier vorherrscht.

Mit welchen Aufgaben betraute man mich im Deutschen Haus?

In erster Linie möchte ich mich für die besonders intensive Zusammenarbeit mit Marta Galizkaja und Karina Galieva bedanken. Marta fungierte hierbei als meine Betreuerin, die mir in wesentlichen Dingen mit Rat und Tat zur Seite stand und mit der ich auch die zahlreichen Projekte des Hauses planen und durchführen konnte. Mit Karina hingegen leitete ich zusammen den Filmklub und das Plauderhaus. In manchmal intensiven und langen Nächten planten wir gemeinsam, welches Filmmaterial präsentiert wurde und arbeiteten an den Diskussionsthemen für die anschließende Plauderei. Die Aufgaben stellten ein vielfältiges Spektrum dar und forderten mich teilweise in meinem vollen Dasein als Deutscher. Ohne Priorität stelle ich nachfolgend meine Aufgaben dar:

In Zusammenarbeit mit einigen Mitgliedern des Hauses plante ich die Organisation der verschiedenen Veranstaltungen wie beispielsweise die Planung zum Oktoberfest, sowie des Weihnachts- und Neujahrsballes. Diese Ereignisse wurden von den Teilnehmern besonders gern wahrgenommen und erfreuten sich reger Beteiligung. Schon fast zur Tradition wurden die legendären «Aftershowpartys» bei mir, die jeweils im Anschluss an das jeweilige Ereignis stattfanden. Dinge die auf den offiziellen Feiern im Deutschen Haus nicht erlaubt waren, konnten bei mir nachgeholt werden.

Wie erwähnt organisierte ich weiterhin, zusammen mit Karina, das Film- und Plauderhaus. Dabei oblagen uns die Auswahl der Filme, sowie die anschließende Moderation der Diskussion über den gezeigten Film.
Eine weitere Hauptaufgabe war die Recherche und Bewerbung zu Fördermöglichkeiten des Jugendklubs des Deutschen Hauses. Hierbei beschäftigte ich mich mit privaten Stiftungen, russlandrelevanten Stiftungen und den EU-Förderprogrammen.

Eine kleine Aufgabe am Rande stellte die Unterstützung der Theatergruppe dar. Hierbei sorgte ich dafür, dass die passenden Stücke gefunden werden konnten, die dann anschließend von der Theatergruppe einstudiert und vorgeführt wurden.

Eine Aufgabe die mich besonders inspirierte und die ich auch mit großer Freude wahrnahm, war die Repräsentation des Deutschen Hauses in der Öffentlichkeit. Dies erfolgte unter anderem auf Konferenzen, wie der Sitzung des Deutsch-Russischen Rates für jugendpolitische Zusammenarbeit, die Anfang Dezember in Kasan stattfand. Ein weiteres Beispiel der Öffentlichkeitsarbeit war mein Besuch an den Schulen 18 und 82. Auch hier oblag es mir, das Deutsche Haus gebührend zu präsentieren und vorzustellen.

Im weiteren Sinne beschäftigte ich mich auch mit der Erstellung einer Informationsbroschüre zum Deutschen Haus und seiner Jugendorganisation in deutscher Sprache.

Meine volle lexikalische und gramattische Aufmerksamkeit forderte die Hospitation als Muttersprachler und Sprachassistent in den Deutschunterrichten des Deutschen Hauses. Dort stand ich als Muttersprachler und als Sprachpartner den Studenten zur Verfügung. Als Höhepunkt meiner Tage in Kasan durfte ich, infolge eines krankheitsbedingten Ausfalls von Marta, die ansonsten die Kurse leitet, eine selbständige Durchführung des Unterrichts vollziehen.

Die letzte nennenswerte Aufgabe stellte das Verfassen von Artikeln über das Deutsche Haus, Tatarstan und Kasan für die Homepage des Deutschen Hauses, sowie von Zeitungsartikeln für die Regionalzeitung «Volksstimme» dar. Aus diesem Grund ging ich des Öfteren auf Recherchetour durch die Stadt und das umliegende Russland um mich mit ausreichend Informationsstoff zu versorgen und diesen dann in komprimierter Form in Artikeln zu verarbeiten.

Kam der Krause auch aus der Stadt raus?

Ich bereiste in dieser Hinsicht viele Städte in der Umgebung, wobei die «Umgebung» teilweise einen Radius von mehr als 800 Kilometern erreichte.

Einen direkten Bezug zu Deutschland hatte meine schon oftmals erwähnte und vielzitierte Reise nach Arsk. Die kleine, zirka 18000 Einwohner zählenden Stadt, liegt 60 Kilometer östlich von Kasan. Mein bester Freund Ilcham lud mich hierbei ein, das tatarische Landleben und den Stammsitz Landmaschinenhandelsfirma «Krug Agro» anzusehen, die unter anderem deutsche Agrartechnik in der Region verkauft. In Arsk angekommen wurde mir zunächst ausführlich der Betrieb gezeigt und ich konnte beobachten wie Agrartechnik der Firma «Krone» aus Niedersachsen zusammengeschraubt wurde. Die Arbeiter, ausschließlich tatarischer Herkunft, waren begeistert über meine Anwesenheit, dies vermittelte mir das Gefühl, dass ich der erste Deutsche war, der jemals Arsker Boden betreten hatte. Der Empfang war sehr warmherzig und erfolgte auf reinem Hochtatarisch. Anschließend erfolgte im Rahmen der Gastfreundschaft eine festliche Bewirtung und ein Gespräch mit dem Chef der Firma über die unbeschreiblich gute Qualität der deutschen Technik. Ich fand es sehr interessant auch in diesem Teil der Welt auf Begeisterung für deutsche Technik zu treffen.

Die erste große Exkursion unternahm ich nach Nischni Nowgorod. Zusammen mit Anna Roth fuhr ich mit einer «Elektrischka» (russ. Nahverkehrszug, ähnlich der deutschen S-Bahn) in der 3. Klasse, auch als «gehobenen Unterklasse» bezeichnet, in die 500 km entfernte Stadt. Untergekommen sind wir bei «Couchsurfing». Dies ist eine Internetplattform auf der man weltweit Leute kennenlernen kann, die einem einen kostenlosen Schlafplatz anbieten. Im Gegenzug wird nette Gesellschaft und kultureller Austausch erwartet. Unter Kunstinteressierten wird Nischni Nowgorod auch als Architektur-Mekka Russlands bezeichnet. Der Grund ist der, dass es hier ein besonders sehenswertes Ensemble aus einer prächtigen historischen Altstadt und einer Vielzahl architektonisch interessanter moderner Bauten gibt. In der Altstadt ist eine Reihe von Bauwerken aller Stilepochen vom 17. Jahrhundert bis in die Neuzeit zu bewundern. Das alles überragende Bauwerk der Stadt ist jedoch der im 16. Jahrhundert erbaute mächtige Kreml mit seinen roten Backsteinmauern. Nach dem in Moskau ist er der zweitgrößte in Russland.

Zur Weihnachtszeit wurde ich in das kleine Städten Moshga eingeladen um dort in einem pädagogischen College, das unter anderem einen Schwerpunkt in deutscher Sprache besitzt, mal wieder als «Deutscher» aufzutreten. Irina Shamaeva lud mich in die zirka 50000 Einwohner zählende udmurtische Stadt ein, die gleichzeitig ihre Heimatstadt ist. Das berühmteste an Moshga ist wohl zweifelsohne, dass sich hier die Linealfabrik «Roter Stern» befindet, die heute ganz Russland mit dem wichtigen Büromaterial versorgt. Besonders hervorheben möchte ich auch die Republikhauptstadt Ishewsk, die ich aus Zeitgründen leider nicht besuchen konnte. Dort nämlich wurde die weltberühmte Kalaschnikow (AK-47) erfunden, an die noch heute ein Museum erinnert. Ansonsten ist Udmurtien überzogen von einer großen Taigawaldfläche, die nahezu 70 Prozent des Geländes abdeckt. Hier kann man, so weit das Auge reicht, märchenhafte Wälder vorfinden. Im College angekommen konnte ich Deutschland repräsentieren und sprach passend zur Jahreszeit über deutsche Weihnachtstraditionen. Den anwesenden Studenten war anzumerken, dass die meisten von ihnen zum ersten Mal einen «echten» Deutschen zu Gesicht bekommen haben. Dementsprechend groß war auch die Aufmerksamkeit für meine Person.

Auf eine besonders spektakuläre, fast mystisch anmutende Reise möchte ich an dieser Stelle verweisen. Im Januar unternahm ich zusammen mit Anastasia Demina und Karinshik Galieva eine Exkursion in Lenins Geburtsstadt Uljanowsk. Die ebenfalls an der Wolga gelegene Stadt liegt zirka 250 Kilometer südlich von Kasan. Was für gläubige Christen der Ort Bethlehem ist, in dem Jesus Christus geboren wurde, ist für bekennende Marxisten-Leninisten eben Uljanoswk. Und so existiert dort auch ein überdimensional großes Museum, genannt «Lenin-Memorial», das an den Staatsmann erinnert und zudem viele historische Informationen über die Sowjetunion vermittelt.

Meine finale Exkursion ging in eine weitere Stadt an der Wolga, die zu Recht auf eine breitgefächerte Historie zurückgreifen kann. Anfang Februar fuhr ich diesbezüglich nach Samara. Die sechstgrößte Stadt Russlands stellt eines der bedeutendsten Kultur- und Industriezentren dar. In dieser Hinsicht kann man Samara auch als das «Wolfsburg an der Wolga» bezeichnen. So befindet sich in der Nähe der Stadt der Stammsitz der Automarke «Lada», dem russischen «Volkswagen», den gefühlt jeder zweite Russe fährt. Untergebracht war ich diesmal in einer Kaserne des russischen Militärs. Dabei konnte ich die Panzerbrigade 23 inspizieren. Letztendlich erhob man mich ehrenhalber in den Rang eines Leutnants der Panzerwaffe und machte mich mit den technischen Vorzügen eines T-72 Panzers vertraut, welchen ich nach einer Schnellausbildung auch selbst steuern durfte. Diese Spritztour erfolgte indes auf einem Truppenübungsplatz bei minus 30 Grad und einem Tempo von 70 Kilometern pro Stunde. Die Stadt Samara hat aber mehr als nur militärische Raffinessen zu bieten. Die Wolgametropole beherbergt zahlreiche Sehenswürdigkeiten, die ihren Gipfel im als Museum ausgebauten «Stalinbunker» finden. Weiterhin ist das Umland der Stadt sehr sehenswert und idyllisch, besonders hervorzuheben sind die zahlreichen Wolgastrände innerhalb und außerhalb der Stadt. Im Fazit lässt sich festhalten, dass diese letzte Exkursion einen gelungenen Abschluss meiner kulturellen Bemühungen um Russland darstellte.

Habe ich Russisch lernen können?

Ja! — «Herr Udo Krause hat während des Praktikums seine Russischkenntnisse aktiv verbessert.» Dieses einleitende Zitat stammt aus meinem Praktikumszeugnis, welches mir Marta kurz vor meiner Abreise ausstellte. Zum einen habe ich die Möglichkeit erhalten einen Russischkurs zu absolvieren. Hierbei bekam ich private Unterrichtsstunden von der äußerst charmanten Nadya Mamakova erteilt, die zwar kein Deutsch spricht, dafür aber gebrochen Englisch und mir ansonsten alles in fließendem Russisch beibrachte. Zum anderen hatte ich mehrere russische Tandempartner mit diesen ich mich teils auf Deutsch, teils auf Russisch über verschiedene Themen unterhalten konnte.

Wie wurde ich von den Medien in Kasan und von der allgemeinen Öffentlichkeit wahrgenommen?

Ich wurde während eines Rundganges zu baufälligen und verfallenen Baudenkmälern Kasans von Fernsehsendern «KZN» gefragt, ob ich nicht ein kurzes Interview geben kann und damit die deutsche Sicht der Dinge äußern könne. Dies tat ich dann auch und konnte so, vollkommen unverhofft, meine Fernsehpremiere (abzurufen unter: http://www.kzn.tv/news/?pid=4777) feiern.

In Vorbereitung auf den Weihnachtsball im Deutschen Haus, plante ein Redaktionsteam unter der Führung von Nina Miller und Alexander Ahmadeev ein Interview im staatsmännischen Stil mit mir, welches sich in eine regelrechte Neujahrsansprache entwickelte (abzurufen unter: http://www.youtube.com/watch?v=veRBuhm-cJU).

Einen letzten Fernsehauftritt gewährte man mir zum Abschied auch noch. Der tatarische Fernsehsender «TNW» berichtete ausgiebig über das Deutsches Haus und seinen verschiedenen Institutionen. Dabei wurden alle wichtigen Akteure unserer Organisation befragt, darunter auch ich. Gern stand ich den Journalisten Rede und Antwort und berichtete über meine Tätigkeiten als Basiskulturmanager (abzurufen unter: http://www.youtube.com/watch?v=fWSdIVP2jUY).

Auch die deutsche Medienlandschaft zeigte Interesse an meiner kulturellen Arbeit in Russland. So verfasste ich selbst zahlreiche Zeitungsartikel für meine Heimatzeitung «Volksstimme» in Sachsen-Anhalt, die sich von Mal zu Mal größerer Beliebtheit erfreuten. Ein Teil dieser Artikel wurden auf der Homepage des Deutschen Hauses veröffentlicht.

Gab es auch gefährliche Situationen?

In dieser Hinsicht möchte ich nur eine Sache erwähnen. Etwas abenteuerlich war nämlich folgendes Erlebnis:

Ich machte zusammen mit meinem tatarischen Freund Ilcham einen ungeplanten nächtlichen Ausflug zur russischen Miliz. Die Sache war eigentlich eine reine Lappalie, aber trotzdem ist es eine Erwähnung wert. Wir waren zusammen in einer Bar und wollten die Rechnung bezahlen. Gesagt, getan, nur verschwand auf wundersame Weise eben das Geld und wir wurden abermals aufgefordert die Rechnung zu begleichen. Als wir aber meinten, dass wir schon bezahlt hätten, wurden kurzerhand erst der örtliche Wachschutz und danach die hiesige Miliz gerufen. Die diskutierten mit uns auch gar nicht lange und nahmen uns mit auf das nächste Revier, nachdem vorher natürlich die Personalien festgestellt wurden. Nur hatte ich dabei den Eindruck, dass keiner der vier Polizisten annähernd lateinische Buchstaben lesen und folglich auch nicht aus meinem deutschen Pass schlau werden konnte. Auf dem Revier angekommen kam aber nur mein Freund Ilcham in den Genuss einer kostenlosen Übernachtung in einer der Zellen. Mir wurde gesagt, dass ich nach Hause gehen solle und mich am nächsten Morgen als Zeuge wieder einfinden dürfe. Das tat ich dann auch nur wurde mir diesmal gesagt, dass gegen mich nichts vorliegen würde und man auch keinen Dolmetscher zur weiteren Verständigung auftreiben konnte. Ilcham kam dann gegen Nachmittag, gegen Begleichung eines Strafzettels wieder auf freien Fuß. Anschließend meinte er zu mir, dass die Polizei von mir als Deutschen lieber die Finger lassen wollte um diplomatische Streitigkeiten zu vermeiden. Als Fazit ist zu sagen, dass ich es diesmal nach drei Jahren Reisen durch Russland endlich geschafft habe ein Milizauto und eine Milizstation von innen zu sehen.

Was mich inspirierte?

Besonders positiv empfand ich das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen in Tatarstan. Damit meine ich die vielfältige kulturelle und ethnische Zusammensetzung in der Region. Fast selbstverständlich existieren hier die beiden Weltreligionen des Christentum und des Islam. Dieser Fakt findet seinen symbolischen Höhepunkt auf dem Gelände des Kasaner Kremls. Hier befinden sich in direkter Nachbarschaft die Kul-Shariff-Moschee und die Mariä-Verkündigungs-Kathedrale.

Auch gefielen mir die sportlichen Gegebenheiten und infrastrukturellen Neuerungen in Kasan. Kasan präsentierte sich mir sprichwörtlich als «Sportmekka» der Region. So findet man hier erstklassige Sportklubs, wie: Rubin Kasan, AK Bars Kasan und UNICS Kasan, die jeweils in modernen, neuerrichteten Arenen ihre Heimspiele zelebrieren.

Zu guter Letzt möchte ich hierbei auf die Wetterlage in Russland eingehen. Es klingt sicherlich komisch, dass mich gerade das Klima inspirierte, aber für einen normalen Mitteleuropäer ist auch dies eine Erwähnung wert. Kurzum hatte ich vor meiner Reise nach Kasan etwas Bedenken in Bezug auf den russischen Winter. Dieser erwies sich auch als etwas kälter als der Deutsche, aber ich fand ihn für meine Begriffe etwas zu «mild». Zwar erwiesen sich Befürchtungen mit Temperaturen von bis zu minus 40 Grad als richtig, aber ich passte mich sehr gut an die hiesigen Verhältnisse an, hierbei möchte ich nochmals auf die von mir angewendete «Zwiebeltaktik» und das gute russische Essen hinweisen, und empfand im Endeffekt alles als sehr erträglich. Inspirierend empfand ich hierbei auch die gewaltigen Schneemengen, die auch den gelernten Russen als zu viel vorkamen.

Was bleibt in meinem Herzen bestehen? Der Versuch eines Fazits

Mein Aufenthalt zeigte mir, dass Russland mehr ist als nur Moskau und St. Petersburg, mehr als nur Wodka und Bären (welche man erst dann einmal zu Gesicht bekommt, wenn man sich tief in sibirische Wälder verirrt). Meine geschilderten Empfindungen basieren natürlich auf meiner eigenen subjektiven Sichtweis. Meine Reise hat mir gezeigt, dass Abenteuer immer noch möglich sind, wenn auch wohl dosiert. Eigentlich könnte man Russland als das Land der unbegrenzten Möglichkeiten bezeichnen, so zumindest meine Auffassung.

Es war für mich eine lange Zeit in Kasan, die ich sehr genossen habe. Niemals werde ich die Zeit vergessen. Einige Menschen bleiben immer in meinem Herzen und ich hoffe, dass ich auch weiterhin Kontakt mit diesen haben werde. Ich konnte die verschiedensten Leute kennenlernen, von der einfachen Verkäuferin, über den Polizisten, bis hin zum Universitätsprofessor. Meine Erfahrung war in vielerlei Hinsicht zu neunzig Prozent positiv und zu zehn Prozent negativ. Ich habe zusammenfassend ein großes Stück Lebenserfahrung mit nach Hause gebracht.

Vor allem lernte ich während dieses Praktikums selbstständiges Arbeiten in einem breit gefächerten Aufgabenspektrum und Ruhe zu bewahren in kritischen und stressigen Situationen. Alles in Allem war es, wie ich finde, eine gute Art und Weise die deutsche Kultur und die Sprache der Dichter und Denker im Ausland zu verbreiten. Auch wenn es vielleicht schwer möglich ist, aber ich bin der Meinung, dass ich die russische Seele besser kennenlernen konnte. Auch wenn man mal etwas Bange hatte, Russland lehrt einem, dass am Ende doch immer alles problemlos funktioniert.

Kasan und auch Tatarstan ist immer eine Reise wert. In welcher Form ich wiederkehre, dass wird die Zukunft zeigen. Auch wenn vielleicht nicht für eine lange Zeit, dann jedoch mindestens als Tourist, denn ich möchte Kasan auch einmal im Sommer erleben.

Artikelsammlung Kasan von Udo Krause (*.pdf, 4.65 Mb)

Udo Krause

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