Im Februar und März 2013 bekam ich durch das Deutsche Haus der Republik Tatarstan die einzigartige Möglichkeit ein studienbegleitendes Praktikum zu absolvieren. Es war eine sehr inspirierende und fruchtbare Zeit und ich habe sehr nette, besondere Menschen und die tolle Stadt Kasan kennenlernen dürfen.
Die Leiterin des Jugendclubs «Perlenkette» Martha Galitskaya holte mich persönlich nach einer langen und anstrengenden Reise spät am Sonntag Abend am Flughafen Kasan ab und brachte mich zu meiner Gastfamilie bei der ich die gesamte Zeit meine Praktikums leben durfte. Schon der erste Eindruck war sehr positiv und ich wurde herzlich und mit der für Russland typischen Gastfreundschaft begrüßt und aufgenommen. Der erste Eindruck, den ich durch den Email Kontakt mit Martha gewonnen hatte bestätigte sich: Martha ist eine sehr herzliche und entgegenkommende Frau und leitet den Juendclub mit bemerkenswerten Leistungen und Kompetenzen. Das Deutsche Haus ist eine sehr dynamische und engagierte Organisation und es werden stets neue und sehr interessante Projekte entwickelt und durchgeführt. Ich konnte während meiner Arbeit Einblicke in einige Tätigkeitsfelder und Projekte des Deutschen Hauses der Republik Tatarstan werfen. Zum Beispiel half ich bei den Vorbereitungen zu dem jährlichen Wettbewerb «Miss Perlenkette». Es ist ein Schönheitswettbewerb der ganz besonderen Art, bei welchem ein fundiertes Wissen über Deutschland und die deutsche Sprache, Kreativität in der Vorbereitung einer künstlerischen Darbietung, sowie die Zubereitung deutscher kulinarischer Gerichte im Vordergrund stehen und von einer Jury bewertet werden.
Eine weitere Aufgaben von mir war zum Beispiel der Theatergruppe des Deutschen Hauses bei den Proben zu helfen, die zwei Mal die Woche stattfinden. Ich spielte selber in einem kleinen Sketch mit und half der Gruppe bei der Aussprache der deutschen Texte und Sprachübungen. Das Proben mit der kleinen Theatergruppe hat mit ebenfalls viel Spaß gemacht. Zusätzlich zu diesen wöchentlichen Aufgaben bekam ich von Victor Dietz dem Leiter des Deutschen Hauses die Aufgabe einer Internet-Recherche . Im Rahmen des 200-jährigen Jubiläums der Ophthalmologie der Medizinischen Universität Kasan sollte ich über wichtige, jedoch wenig bekannte Wissenschaftler, welche im deutsc-russischen Wissenschaftstransfer tätig gewesen sind Informationen sammeln.
Die zentrale Aufgabe meines Praktikums bestand jedoch darin, den Sprachunterricht für Erwachsene in zwei Sprachgruppen (A1 und A2) vorzubereiten und durchzuführen. Insgesamt wurden die 90-minütigen Unterrichtsstunden vier mal pro Woche durchgeführt. Anfangs half mir Martha bei der Vorbereitung und Durchführung der Kurse doch sehr schnell durfte ich selbständig den Unterricht vorbereiten und durchführen. Ich hatte bis dahin fast keine Erfahrung im Unterrichten und hatte etwas Bedenken darüber, wie ich den Unterricht auf einem guten und interessanten Niveau gestalten könnte. Schwierig war hier für mich vor Allem die Zweisprachigkeit, da gerade das Erklären der deutschen Regeln auf Russisch für mich neu war. Schnell konnte ich diese Unsicherheit jedoch ablegen, da die Kursteilnehmer sehr nette, interessierte Menschen sind und wir gegenseitig Neues voneinander lernen und erfahren konnten. Das Vorbereiten und Durchführen der Kurse war eine neue Herausforderung und hat mich persönlich weitergebracht und mir auch große Freude bereitet. Gerne würde ich diese Erfahrungen wiederholen und vertiefen.
Die Zeit in Kasan war eine sehr lehrreiche, herausfordernde und inspirierende Zeit für mich. Es bestand großes Interesse bei den Mitgliedern des Deutschen Hauses und den Kursteilnehmern mich kennenzulernen und mit Kasan zu zeigen. So bekam ich die unterschiedlichsten persönlichen Einblicke in das Leben der Menschen und der Stadt. Kasan ist eine wunderschöne und historisch gesehen für Russland eine sehr interessante Stadt. Da ich schon einmal die Möglichkeit gehabt habe eine längere Zeit in Moskau zu leben war es nun sehr schön und wichtig für mich eine vollkommen andere Seite an Russland zu entdecken. Die Region Tatarstan und der tatarische Einfluss machen diese Region zu einer einzigartigen Begegnungszone Russlands. Durch meine liebe Gastfamilie bekam ich einzigartige Einblicke in das Leben einer tatarisch-russischen Familie, welche die tatarischen und die russisch-orthodoxen Bräuche in einem harmonischen Zusammenhang lebt. Ich genoss die gesamte Zeit die tatarische und russische Hausmannskost, welche von Nelja, meiner Gastmutter, stets liebevoll und reichhaltig in Handarbeit zubereitet wurde. Die Familie unternahm viel mit mir in ihrer Freizeit. Zum Beispiel Bowling oder der Besuch eines Klosters an einem sonnig-frostigen Tag. Ein sehr schönes Erlebnis war das Wasserholen an einer Quelle ca. 30 Minuten außerhalb von Kasan. Wir nahmen große Kanister mit und füllten sie mit dem Wasser der Quelle und hatten 3 Wochen köstliches Trinkwasser. Das es bei diesem Ausflug ca. -20 Grad hatte und die Sonne den frischen Schnee funkeln ließ, zeigte mir eine weitere schöne Seite an Russland und Kasan, denn ich hatte schon lange den Traum den russischen Winter hautnah zu erleben.
Ich danke dem Deutschen Haus und den Menschen die ich kennenlernen durfte für diese intensive tolle Zeit. Insbesondere gilt mein Dank meiner Gastfamilie und Martha Galitskaya. Ich würde dieses Erlebnis jederzeit wiederholen und hoffe darauf, die geknüpften Kontakte zu vertiefen und vielleicht ein weiteres Mal die Möglichkeit zu bekommen das Deutsche Haus bei Projekten und Veranstaltungen zu unterstützen. Sehr gerne würde ich noch mehr über Kasan erfahren und die tolle Stadt näher kennenlernen.
Roswitha Ziegler