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Erfolgreiche Zusammenarbeit läuft weiter

Erfolgreiche Zusammenarbeit läuft weiter

Ende September fand in Kaliningrad im Kultur- und Geschäftszentrum der hiesigen Russlanddeutschen das III. Kultur- und Geschäftsforum „Made by Deutschen in Russland. Information. Integration. Bilanz“ statt. Angereist waren etwa 150 Teilnehmer — Unternehmer, Politiker, Fachleute, Vertreter der Regierungsbehörden Russlands und Deutschlands, der gesellschaftlichen Organisationen, der Selbstorganisation der Russlanddeutschen.

Dieses Forum gilt als eine internationale Plattform für den off enen Dialog und den Erfahrungsaustausch zwischen Unternehmern, Politikern und Experten auf dem Gebiet der deutsch-russischen Geschäfts- und Kulturbeziehungen, um die Zusammenarbeit im Bereich der Klein- und Mittelbetriebe im Rahmen der Außenwirtschaftstätigkeit zu entwickeln, die internationale Beziehungen zwischen russischen und deutschen Unternehmern zu festigen, die erfolgreiche Unternehmertätigkeit der Russlanddeutschen sowie innovative Projekte vorzustellen. Organisatoren waren der Internationale Verband der deutschen Kultur, die „Moskauer Deutsche Zeitung“, die Stiftung für Förderung der kulturellen und sozialökonomischen Initiativen der Russlanddeutschen „Wiedergeburt“ und MaWi Group- Unternehmen. Als Mitveranstalter traten der Jugend- und Studentenverein der Deutschen aus Russland, der Business-Club der Russlanddeutschen und der Verband der deutschen Unternehmer aus Russland auf. Dieses Forum wurde anlässlich der 23. Sitzung der Deutsch-Russischen Regierungskommission zu Angelegenheiten der Russlanddeutschen durchgeführt, die parallel mit dem Forum stattfand.

DISKUSSIONEN UND ERFAHRUNGSAUSTAUSCH

An der offi ziellen Eröff nung des Forums beteiligten sich die Co-Vorsitzenden der Regierungskommission Igor Barinow, Leiter der Föderalen Agentur für Nationalitätenangelegenheiten, und Dr. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten.

„Dieses Forum bietet viele Möglichkeiten für den off enen Dialog im Bereich der geschäftlichen, sozialen und kulturellen Zusammenarbeit an. Es ermöglicht, die wichtigsten Kontaktpunkte zwischen Russland und Deutschland zu bestimmen, was diese Plattform für beide Länder ganz wichtig macht“, sagte Igor Barinow in seiner Anrede.

Bernd Fabritius seinerseits unterstrich in seiner Anrede die besondere Rolle der Russlanddeutschen und ihren Beitrag für die Wirtschaft beider Länder. „Das ist eine beispiellose Umfassung der verschiedenen Bereiche der Wirtschaft — Medienwirtschaft, Medizin, Handwerk, Landwirtschaft und Ökotourismus. Ich fi nde es sehr wichtig, diesen Dialog, der ein wesentlicher Punkt der Tätigkeit der Selbstorganisation der Russlanddeutschen ist, weiter zu entwickeln“, so Fabritius. Die Vertreter der Regierungskommission, in der Mitte Igor Barinow (r.) und Dr. Bernd Fabritius (l.).

Im Namen des Gouverneurs des Gebiets Kaliningrad sprach der stellvertretende Vorsitzender der Regierung und Minister für kommunale Entwicklung und Innenpolitik, Alexander Torba. Er äußerte auch die Bereitschaft der Regierung von Kaliningrad, die gemeinsamen deutschrussischen Projekte weiter zu fördern. Robert Stach, der Amtsleiter des Büros des Rostocker Oberbürgermeisters berichtete, dass Rostock und Kaliningrad seit 1991 Partnerstädte sind und seit dieser Zeit in verschiedenen wirtschaftlichen und kulturellen Bereichen zusammenarbeiten. Er sprach über die bereits laufenden deutsch-russischen Projekte wie über die weiteren Pläne der Zusammenarbeit. Laut ihm schaffen diese gemeinsamen Aktivitäten eine günstige Atmosphäre für die Entwicklung der Geschäftsbeziehungen und stärken die Freundschaft und das gegenseitige Vertrauen.

Vonseiten der Russlanddeutschen trat Olga Martens, erste stellvertretende Vorsitzende des Internationalen Verbands der deutschen Kultur, auf: „Als Ergebnis der Bildung des Kulturund Geschäftszentrums in Kaliningrad haben die Organisationen der Russlanddeutschen zusätzliche Impulse für die Entwicklung der Unternehmensaktivitäten in der Region erhalten, wie auch für die Förderung der vielfältigen Zusammenarbeit mit den deutschen Partnern in den Bereichen Wirtschaft, Bildung und Kultur.“

Weiter folgten verschiedene Podiumsdiskussionen, wo die Themen „Medien als Dialog zwischen Business und Business“, „Neue Realitäten in der russischen Agrarbranche, Kooperation von Kleinunternehmen“, „Soziale Verantwortung der Unternehmen“, „Business und Gesundheit“ besprochen wurden. Es gab noch eine Paneldiskussion „Moskauer Gespräche“ in der Baltischen Föderalen Emmanuil-Kant- Universität. Unter der lebhaften und humorvollen Moderation von Andreas Stopp, des stellvertretenden Leiters der Abteilung „Wissenschaft und Bildung“ des Radios Deutschlandfunk, äußerten die Teilnehmer ihre Meinungen zur Frage „Was würde Kant dazu sagen? Schlüsselqualifi kationen im globalen Wettbewerb — Bildung, Lernen und Reifeprozesse im 21. Jahrhundert.“ Am nächsten Tag sprachen die Forumsteilnehmer über das Investitionspotential des Gebiets Kaliningrad und konnten praktisch verschiedene Industriezweige, und zwar Landwirtschaft, Babynahrungsproduktion und Bernsteinproduktion kennenlernen.

Nach den Ergebnissen des Forums wurde die Schlussresolution erarbeitet, die während der Sitzung der Regierungskommission präsentiert wurde. Die wichtigsten Punkte sind ins Kommuniqué der 23. Sitzung miteingeschlossen, wo besonders die positive Rolle der Kultur- und Geschäftsforen der Russlanddeutschen als eff ektive Plattforme für das Zusammenspiel von Wirtschaft, Kultur und gesellschaftlicher Selbstorganisation, sowie die Bedeutung der russlanddeutschen Medien als Instrumente für Repräsentation der Interessen der Russlanddeutschen und für Bereitstellung der ausgewogenen Informationen in beiden Ländern umfasst wurde.

Die Organisatoren des Forums bereiteten für die Teilnehmer neben den Hauptveranstaltungen auch ein Kulturprogramm vor. Es sah die Premiere des zweiten Teils der russlanddeutschen Film-Trilogie „Eins, Zwei, Drei“ und die Auff ührung des Theaterstücks „Liebовь“ vor. Dem Sujet des Films „Eins, Zwei, Drei“ liegt eine Geschichte über die erste Liebe, die erste Freundschaft und Kinderträume zugrunde. Die Dreharbeiten für den zweiten Teil fanden im Deutschen nationalen Rayon (Region Altai), in der Stadt Belokuricha sowie in Moskau statt. Die Hauptdarsteller sind die Jugendlichen Iwan Solotuchin (Russland) und Ariane Widiger (Deutschland). Weitere Rollen sind mit bekannten Schauspielern wie Galina Polskich, Alexej Buldakow und Natalja Pawlenkowa besetzt.

Die Handlung des Stücks „Liebовь“ basiert auf der Liebeslyrik der zeitgenössischen russlanddeutschen Autoren Elena Seifert, Arnold Reinik und Nora Pfeff er. Zur Musik von Alfred Schnittke und Richard Wagner sowie Liedern von Marlene Dietrich und Zarah Leander, die das Theaterstück begleitet, schuf Andrej Melanin aus dem Bolschoi Theater eine außergewöhnliche und innovative Choreographie. Die Schauspielerinnen Irina Lindt und Anna Bagmet versetzten die Zuschauer in die Atmosphäre des Berlins zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

DEUTSCH-RUSSISCHE REGIERUNGSKOMMISSION

Die 23. Sitzung der deutsch-russischen Regierungskommission für die Angelegenheiten der Russlanddeutschen unter dem Vorsitz des Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Professor Dr. Bernd Fabritius, und des Leiters der Föderalen Agentur für Nationalitätenangelegenheiten, des Ministers Igor Barinow, fand parallel mit dem Forum statt.

Unter anderen Teilnehmern der Regierungskommission waren Vertreter des Außenministeriums und des Kulturministeriums Russlands, des Bundesministeriums des Innern, des Bundesverwaltungsamtes, der Deutschen Botschaft in Russland, des Generalkonsulats in Kaliningrad, der regionalen Staatsbehörden aus verschiedenen Städten sowie auch aus dem Altai, Mitglieder der Selbstorganisation der Russlanddeutschen, der gesellschaftlichen Organisationen aus Deutschland und Russland.

Sie besprachen die Ergebnisse der Umsetzung der Unterstützungsprogramme der Russlanddeutschen im Jahr 2017 und die weitere Zusammenarbeit im Bereich der nachhaltigen ethnokulturellen und sozioökonomischen Entwicklung der Russlanddeutschen in den Jahren 2018-2019.

Bundesbeauftragter Fabritius betonte abschließend die feste Absicht der Bundesregierung, der historisch bedingten besonderen Verantwortung Deutschlands für die Russlanddeutschen in ihren Herkunftsgebieten auch zukünftig zu entsprechen. Er würdigte die seit mehr als 20 Jahren bestehende enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen der deutschen und der russischen Regierung. Beide Seiten versicherten, ihre Zusammenarbeit auch künftig im Interesse der gemeinsamen Verantwortung für die Russlanddeutschen fortzusetzen.

Swetlana DJOMKINA

Zeitung für Dich, Nr. 10 (3791), 30. Oktober 2018

Foto: rusdeutsch.ru