Home PraktikumUdo Krause arbeitet im Deutschen Haus als Kulturmanager

Udo Krause arbeitet im Deutschen Haus als Kulturmanager

Ein Tucheimer erkundet das ferne Tatarstan

Es gibt weltweit wohl keine unentdeckten Orte mehr, jedoch gibt es immer noch Orte, die nicht jedem dauerhaft präsent sind. Einer jener Orte ist Kasan, die Hauptstadt der Republik Tatarstan. Dort absolviert der Tucheimer Udo Krause ein Praktikum. Für die Volksstimme hat er seine Erlebnisse aufgeschrieben.

Tucheim/Kasan. Nun bin ich langsam in Russland angekommen und kann erstmals berichten. Ich bin am 21. September nach Moskau aufgebrochen und verweilte dort drei Tage. Nachdem ich die wichtigsten Orte in Moskau besucht hatte, ging meine Reise am 24. September weiter gen Osten. Ich fuhr auf der transsibirischen Eisenbahnstrecke in das zirka 800 km östlich von Moskau liegende Kasan. Die etwa zwölf Stunden währende Fahrt war sehr interessant, man sah die unterschiedlichsten Menschen, der Zug war etwas stickig und überall roch es nach Essen. Entlang der Strecke sah man zumeist Wälder.

Udo Krause mit der Genthiner Volksstimme auf dem Roten Platz in Moskau. Foto: privat

Nach der langen Zugfahrt kam ich gegen zwei Uhr nachts in der Stadt an. Von der Bahn aus sah man die Wolga und den beleuchteten Kasaner Kreml samt Moschee. Nun lebe ich mich langsam ein und durfte auch schon die russisch-tatarische Gastfreundschaft kennenlernen, was naturlich mit viel Essen und Trinken verbunden ist.

Die Stadt Kasan und die Region sind vielen Deutschen wohl unbekannt. Allenfalls kennt man die Speise «Tatar» oder den Fußballclub «Rubin Kasan». Doch die Gegend hat mehr zu bieten. Kasan liegt zirka 3 500 km von Berlin entfernt an der mittleren Wolga und ziemlich genau auf halber Strecke zwischen Moskau und dem Ural. Die Gegend und die Stadt selbst sind ein kultureller und historischer Geheimtipp in Russland. Iwan Grosnij (Iwan der Schreckliche) eroberte im 16. Jahrhundert die Stadt und befreite somit Russland vom tatarischen Joch. Zugleich war dies auch der Beginn der Ostexpansion des Moskauer Furstentums und die Grundsteinlegung für das spätere russische Zarenreich.

In Tatarstan gibt es eine Mischung aus 30 Prozent russischer und 50 Prozent tatarischer Bevölkerung. Die Tataren selbst sind ein Turkvolk, weiterhin sind sie Nachkommen der sogenannten «Goldenen Horde», deren Wurzeln durch Dschingis Khan begründet wurden. Die Religion der Tataren ist der Islam. Auch steht die größte Moschee Europas in Kasan (Kul-Sharif). Diese kulturelle Vielfalt war ein Grund für mich, diese Region kennenzulernen. Beweist es doch, dass die Möglichkeit eines Zusammenlebens zwischen Christen und Muslime durchaus möglich ist.

Der Hauptgrund meines fünfmonatigen Aufenthalts ist mein Praktikum im Deutschen Haus der Republik Tatarstan. Dies ist ein Ort der Zusammenkunft, man trifft dort Russlanddeutsche und alle anderen Menschen, die sich für deutsche Kultur und Sprache interessieren. In der Region leben zirka 50 000 Russlanddeutsche, es sind die Nachkommen derer, die im 18. Jahrhundert aus verschiedenen Teilen Deutschlands hierher eingewandert sind. Meine Aufgabe im Deutschen Haus ist die eines Kulturmanagers. Zudem möchte ich meine Russischkenntnisse verbessern.

Am 3. Oktober richtete das Deutsche Haus das Kasaner Oktoberfest aus. Ja, auch in östlichen Gefilden feiert man typisch deutsche Feste. Da ich in Deutschland noch nie auf dem Oktoberfest war, ist es für mich umso komischer, es genau hier zum ersten Mal erleben zu dürfen. Demnächst fahre ich sowohl nach Nishnij Nowgorod als auch in ein paar benachbarte Städte. Ein paar Worte noch zum Wetter. Fur einige vielleicht unglaublich, aber hier liegt noch kein Schnee. Es wurde aber vor einer Woche von heute auf morgen kälter. Es ist hier im Schnitt ungefahr zehn Grad kälter als in Deutschland, Tendenz fallend.

(Fortsetzung folgt)

Udo Krause

Добавить комментарий